Mein auf dieser Seite veröffentlichter Blog soll die Berichte in der BNN ergänzen. Es wäre also super, wenn ihr auch die lesen würdet…

Im Sudan zu reisen ist sehr schwierig. Nicht nur, dass es zur Zeit sehr kompliziert ist, an Visa zu kommen (in Deutschland wurde unser Visumsantrag abgelehnt und alle haben hier im Sudan immer wieder betont, dass es ein Wunder sei, dass Loyal als Amerikaner überhaupt ein Visum erhalten hat), sondern man braucht im Sudan auch Genehmigungen für alles. Am wichtigsten ist die Registrierung, die maximal drei Tage nach der Einreise stattfinden muss. Dazu braucht man noch eine Reisegenehmigung (travel permit), um sich überhaupt außerhalb Khartums bewegen zu dürfen. Nicht zu vergessen ist die Fotoerlaubnis, ohne die man eigentlich überhaupt keine Kamera aus der Tasche nehmen darf. Das sind die wichtigsten Genehmigungen, die wir beantragen wollen. Es gibt auch noch andere, aber wir sind schon jetzt gut beschäftigt.
Für die Registrierung braucht man nicht nur Geld und gute Nerven, sondern auch einen guten Kontakt im Sudan, der bereit ist, als sogenannter Bürge aufzutreten. Wir haben Glück, dass Omer uns das gleich anbietet und eine Kopie seines Ausweises in die Hand drückt. „Ihr könnt das mit der Registrierung auf keinen Fall alleine machen, sonst zocken die euch total ab!“, warnt er uns und ruft einen Freund an, der sich angeblich auskennt. Wir treffen den Freund vor dem Registrierungsgebäude, wo es von Menschen nur so wimmelt. Vor den Schaltern stehen überall lange Schlangen. Er geht mit uns zum Nachbargebäude, wo es so ähnlich aussieht. Er schaut uns ratlos an. Omer hat sich in der Zwischenzeit auf den Weg in sein Büro gemacht. „Das mit der Registrierung kann länger dauern!“, teilt er uns noch mit. Der Freund ist hilflos, versucht, uns etwas zu erklären, was wir ganz und gar nicht verstehen, weil wir kein Wort Arabisch sprechen! Der Freund telefoniert und macht uns mit einem Handzeichen klar, dass wir warten sollen. Mir geht es wieder gar nicht gut. Ich bin dehydriert und halte es in der prallen Sonne und in der Hitze gar nicht mehr aus. Aber wo soll ich hin? Glücklicherweise finde ich einen Getränkeautomaten mit klebrig süßen Getränken, die meinen Kreislauf etwas in die Höhe treiben.
Als ich zu Loyal und Omers Freund zurückkehre, ist ein dritter Mann aufgetaucht, der nun Ahnung zu haben scheint und uns die Antragsformulare mitgebracht hat. Alles steht auf Arabisch geschrieben, wir brauchen Hilfe beim Ausfüllen des Papieres. Danach braucht er mehrere Passfotos, Kopien unserer Pässe, die Kopie von Omers Pass und Geld. Wieviel – das ist beiden Männern nicht ganz klar. Omer hat uns schon vorher erklärt, dass es keinen festgeschriebenen Betrag gibt, sondern die Gebühr von Tourist zu Tourist (und wahrscheinlich von Beamten zu Beamten) variiert. Wir geben ihm umgerechnet 100 Dollar mit, die letztendlich nicht reichen: Wir müssen nachzahlen. Danach warten wir etwa eine Stunde. Ich habe Hunger und mir ist heiß und innerlich verfluche ich die Vorschriften im Sudan. Aber mir ist auch klar, dass wir keine Wahl haben. Wir müssen da durch.
Freudestrahlend kommt eine Stunde später der „dritte Mann“ wieder: Er hält unsere Pässe mit dem zusätzlichen Registrierungsaufkleber in den Händen. Wir sind glücklich: Die erste Hürde ist geschafft. Eine Reiseerlaubnis und eine Fotografiergenehmigung zu bekommen ist leichter und Omer kann uns helfen. Wieder brauchen wir mehrere Passbilder, um an die wichtigen Papiere zu kommen. Auf der Reiseerlaubnis müssen wir genau die Strecke angeben, die wir nach Port Sudan nehmen wollen. Die Fotografiererlaubnis ist eigentlich ein Witz, weil wir unterschreiben müssen, keine Bilder zu machen, ohne zuvor die Erlaubnis des Bürgermeisters der jeweiligen Stadt/ der jeweiligen Region eingeholt zu haben. Außerdem dürfen weder Regierungsgebäude (kann man ja noch verstehen), noch Brücken, Plätze, Orte, die nicht schön sind (sehr dehnbare Aussage) und Dinge, die negativ interpretiert werden können, fotografiert werden. Die Erlaubnis wird auch nicht erteilt für das Ablichten von privaten Feiern wie Hochzeiten, Geburtstage, … Also eigentlich eine Fotoerlaubnis, die man sowieso nicht braucht. Wir sind enttäuscht. Einen ganzen Tag haben wir für das Einholen der Genehmigungen gebraucht. Wir sind froh, dass wir nun alles hinter uns haben. Übrigens fragen uns viele der Menschen, die wir in den nächsten Tagen treffen, nach dieser Registrierung und gratulieren uns, wenn sie hören, dass wir das schon erfolgreich hinter uns gebracht haben.

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