Mein auf dieser Seite veröffentlichter Blog soll die Berichte in der BNN ergänzen. Es wäre also super, wenn ihr auch die lesen würdet…

Als wir in Libreville eine Unterkunft suchen, sagt uns die Dame an der Rezeption einer Missionsstation: „Hier ist die Nummer vom Père. Da müsst ihr anrufen, um zu erfahren, ob noch ein Zimmer frei ist!“ „Wir haben kein Handy!“ „Was? Wie kommt das denn? Wieso habt ihr kein Telefon?“ Die Frau schaut uns an, als ob wir plötzlich grün angelaufen wären. Wir erklären ihr ihre Situation. Sagen, dass wir gerade erst in Libreville angekommen sind. Dass wir alle paar Tage das Land wechseln. Das leuchtet ihr gar nicht ein: „Aber eine Handykarte ist doch nicht teuer!“
Dieses Beispiel macht uns erneut deutlich, welchen Stellenwert Handys im Leben eines Afrikaners (ich generalisiere, weil es in allen von uns bereisten Ländern das gleiche war) haben. Wenn wir gesagt hätten, wir haben Hunger oder wir haben Durst oder wir haben kein Guthaben mehr auf dem Handy. All das hätte die Frau uns geglaubt. All das ist glaubwürdig. Dass man aber keine Handykarte, schlimmer noch kein Handy hat, ist für die Menschen hier unvorstellbar. Das Handyguthaben wird hier aufgeladen, bevor die eigenen Kinder gefüttert werden. Nicht selten hungern diejenigen, die wenig Geld haben, den ganzen Tag, um für das eingesparte Geld, das Handyguthaben aufzuladen.
Ohne Handy geht hier fast gar nichts mehr. Der Polizist am Checkpoint will deine Nummer und lässt dich erst weiterfahren, wenn du ihm eine gibst. Ein Visum lässt sich ohne Handynummer nicht mehr beantragen. Nicht nur, dass du deine eigene Nummer mit einer Landesvorwahl des Landes, in dem du dich gerade befindest, angeben musst (häufig haben wir dafür die Nummern von Freunden verwendet). Gleichzeitig muss man bei vielen Ländern auch zwei Telefonnummern im Zielland nennen, um ein Visum ausgestellt zu bekommen. Lässt man das Feld frei, wird der Visumsantrag abgelehnt.
Das Verhalten hier erinnert uns immer wieder an unsere Teenies, die ihr letztes Taschengeld ins Handy stecken, um sich gegenseitig sms schicken zu können. Hier haben wir aber mit Erwachsenen zu tun. Erwachsene, die den ganzen Tag durch die Gegend telefonieren, um Bekannte am Telefon „Ca va?“ zu fragen. Ihre Kinder haben dafür Hungerbäuche. Wir verstehen die (Handy-) Welt hier nicht!

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