Mein auf dieser Seite veröffentlichter Blog soll die Berichte in der BNN ergänzen. Es wäre also super, wenn ihr auch die lesen würdet…

Der Weg nach Bonga, wo wir einen Deutschen besuchen wollen, der dort eine Ökolodge aufbauen will, ist noch nicht geteert und führt durch sehr ländliches Gebiet. Hier haben wir immer wieder damit zu kämpfen, dass wir von Kindern am Straßenrand mit Steinen beworfen werden. „Das nächste Kind, das einen Stein auf unser Auto wirft, schnappe ich mir!“, kündigt Loyal irgendwann entnervt an. Und wenig später ist es tatsächlich soweit: Als wir auf die Bettelei einer Kindergruppe nicht reagieren, wirft eines der Kinder einen großen Stein auf unseren Landy. Loyal bremst scharf. Staub wirbelt auf, so dass man kurz nichts sehen kann. Doch Loyal ist schon aus dem Auto gesprungen und rast dem Kind hinterher. Und Loyal kann sehr gut rennen. Das Kind hat mit so einem schnellen Touristen nicht gerechnet und läuft nun laut „Papa! Papa!“ rufend um sein Leben. Leider kennt sich das Kind zu gut in der Gegend aus und entwischt Loyal. Dieser beschließt nicht aufzugeben und im Dorf nach dessen Vater zu suchen. Auf dem Weg dorthin begegnet er dem Dorfpolizisten, der eine große Waffe mit sich führt und nun berufen fühlt, den Fall zu lösen. Zurück am Auto, wo sich inzwischen einige Anwohner eingefunden haben und die Gelegenheit nutzen, mich pausenlos anzubetteln, erklärt Loyal dem Polizisten (der übrigens Englisch versteht) den Tathergang. Danach befragt der Polizist die anderen Kinder (die nicht weggelaufen sind, weil sie hoffen, dass sie bei mir etwas erbetteln können – immerhin will ich ja nicht, dass sie auch noch einen Stein auf mich werfen, erklärt mir der eine dreist!). Obwohl sie den Täter alle kennen, halten sie dicht und trauen sich nicht zu sagen, wer es war. Erneut stapfen Loyal und der Polizist ins Dorf und finden schließlich heraus, welcher Junge es gewesen ist. Angeblich ist das Kind ein „Waldkind“, das keine Eltern hat und hier und dort immer bei anderen Leuten wohnt. „Und warum hat das Kind dann die ganze Zeit nach seinem Papa gerufen?“, will Loyal wissen. Seine Frage wird ignoriert. Loyal trifft nun noch den Bürgermeister und den Pfarrer des Dorfes und erklärt den beiden, dass es nicht geht, dass die Kinder unschuldige Touristen mit Steinen bewerfen. Die beiden entschuldigen sich – es ist ihnen sehr peinlich!
Das ganze dauert insgesamt mehr als eine Stunde. Ich bin inzwischen sehr genervt, weil ich nicht nur im Auto in der prallen Hitze warte, sondern auch die vielen Einheimischen abwehren muss, die sich mehr oder weniger ins Innere des Landys drängen. Irgendwann kurbele ich beide Fenster ganz nach oben und verriegele den Wagen von innen – was leider den negativen Nebeneffekt hat, dass ich gebraten werde. Deshalb bin ich froh, als wir endlich weiterfahren. Gebracht hat das ganze wahrscheinlich herzlich wenig. Trotzdem tut uns beiden der Gedanke gut, dass wir uns gegen dieses schreckliche Verhalten gewehrt haben. Ohne darüber gesprochen zu haben, sind wir uns allerdings auch einig, dass wir das nächste Steinewerferkind wieder ignorieren werden. „Wie viele Kilometer müssen wir noch fahren, bis wir im Sudan ankommen?“, will Loyal am Ende nur noch wissen.

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