Mein auf dieser Seite veröffentlichter Blog soll die Berichte in der BNN ergänzen. Es wäre also super, wenn ihr auch die lesen würdet…

Während unseres Aufenthalts in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, wohnen wir bei Maria und John. Maria ist Deutsche und lebt nun seit 5 Jahren halb in Sierra Leone und halb in Deutschland. Ich bewundere sie, wie sie es schafft, sich nicht nur um drei Kinder und fünf Enkelkinder in Deutschland zu kümmern, sondern gleichzeitig noch den Bau und die Organisation einer Schule in Sierra Leone im Griff zu haben. Ich wünschte, ich würde auch irgendwann eine Großmutter wie sie werden! (Aber bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit.)
Das Projekt, das Maria ins Leben gerufen hat, heißt WaMaGriSo. Es handelt sich dabei um eine Grundschule, die im Südosten der Hauptstadt (in Mambo) gebaut wurde, um Kindern aus ärmeren Familien den Schulbesuch zu ermöglichen und ihnen so eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Was sich für viele erst einmal leicht anhört – man baut eben ein Schulgebäude – ist in Wirklichkeit ein Kleinunternehmen. Nicht nur, dass Maria mit “äußeren” Schwierigkeiten wie zum Beispiel der eher seltenen Stromzufuhr in Freetown zu kämpfen hat (dann geht nämlich der Computer nicht und Papierkram kann nicht erledigt werden!), sondern sie muss auch gleichzeitig deutsche Vorstellungen von Schule und wie sie funktioniert (oder eher zu funktionieren hat) mit afrikanischen (völlig anderen Vorstellungen) in Einklang bringen. So hat sie nicht nur den Bau der Grundschule beaufsichtigt (wie sie es nun beim Erweiterungsbau für die Secondary School tut), sondern achtet auch darauf, dass die Gebäude sauber gehalten werden, die Kinder mit einer richtigen Toilette umgehen lernen (die erste Grundschule in Sierra Leone mit Spültoilette!), die Lehrer pünktlich zur Schule kommen (Sie hat einen Bus angeschafft, der morgens die Lehrer zur Schule bringt.) und die Kinder nicht mehr geschlagen werden. Ein riesiges Stück Arbeit, das sie weiter vorantreibt. Mein Lehrerinnenherz schlug höher beim Anblick der kleinen Klassen (um die 20 Schüler pro Klasse), hatte ich doch noch zur Genüge die Klassen mit mehr als 60 Kindern in Guinea in Erinnerung, die mich an einem Vormittag den letzten Nerv gekostet haben.
Nun ist Maria in etwa 6-wöchigem Wechsel in Deutschland und Sierra Leone. Während ihrer Abwesenheit übernimmt ihr Partner John die Oberaufsicht, der, auch wenn sie da ist, immer wieder Spannungen zwischen den Kulturen ausgleicht. (Von einer Powerfrau wie Maria fühlen sich die meist männlichen Amtsträger häufig eingeschüchtert bzw. sie sind einfach überfordert!) Afrikaner denken manchmal wirklich völlig anders als “Weiße” – und ich generalisiere hier einfach mal, weil das die Leute hier auch häufig tun und ich auf meiner bisherigen Reise schon viele Gemeinsamkeiten zwischen der Mentalität der Westafrikaner festgestellt habe.

Was der Schule noch fehlt, sind eventuell noch mehr Inspirationen von deutschen Lehrern. Zum Beispiel: Wie schaffe ich es, dass die Schüler auf mich hören, ohne dass ich sie schlage? Wie kann ich Kinder anders bestrafen? Wie kann ich Unterricht abwechslungsreich gestalten, wenn ich weder Bücher noch einen Kopierer oder andere Hilfsmittel habe? Das wäre auch für deutsche Lehrer eine große Herausforderung.
Wenn ich nicht gerade auf Afrika-Tour wäre, würde ich gleich für mehrere Monate hier bleiben. Es hat mir super gefallen. Vielleicht gibt es aber jemanden, der/die Lehrerin ist und Lust hat, bei WaMaGriSo mitzuhelfen. Falls jemand gerne finanziell ein gutes Projekt unterstützen will (gerade in der Weihnachtszeit ist das ja immer in ;-), kann ich dieses Schulprojekt sehr empfehlen. Die Gelder kommen an und das Projekt ist (meines ersten Eindrucks nach) nachhaltig.

Weitere Informationen zu WaMaGriSo bekommt ihr auf der Website: www.wamagriso.de

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